Klimawandel auf Mallorca: Wenn die Strände verschwinden

Dieser Text ist aus meinem Newsletter und sollte eigentlich viel kürzer werden und eine aktuelle Nachricht aufgreifen. Doch das Thema ist wichtig. Der Klimawandel auf Mallorca ist in vollem Gange und er wird die Tourismuswirtschaft weit härter treffen, als jede Pandemie. Denn nicht nur die Strände werden verschwinden.

Klimawandel auf Mallorca

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Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie stark Mallorcas Wirtschaft vom Tourismus abhängig ist. Die Arbeitslosigkeit war 2020 zu hoch wie nie. Viele Leute waren von Essensausgaben und anderen Spenden abhängig. Die Situation war angespannt. Aber nichts im Vergleich zu dem, was der Insel bevorsteht, wenn alles so weitergeht wie bisher. Ja, es geht um ein weiteres Thema, das die Gesellschaft spaltet: den Klimawandel, konkret auf Mallorca. Hier soll es nicht darum gehen, ob er menschengemacht oder natürlich ist. Ich möchte euch nur einmal aufzeigen, was passieren wird, wenn die Temperaturen weiter wie bisher steigen. Und das werden sie, ob wir wollen oder nicht.

Klimawandel auf Mallorca: Folgen

Steigende Meeresspiegel – weniger Strände

Unabhängig davon, ob bestimmte Klimaziele eingehalten werden oder nicht, wird sich die Erde in den nächsten Jahren weiter erwärmen. Das wird dazu führen, dass der Meeresspiegel ansteigt. Die Prognosen der Wissenschaftler bis 2021 haben sich bisher alle erfüllt. Es steht also zu erwarten, dass sich die Prognosen bis Ende des Jahrhunderts auch bewahrheiten. Das heißt konkret, in etwas weniger als 80 Jahren werden ungefähr die Hälfte aller Strandflächen verschwinden. Bis 2050 wird der Meeresspiegel des Mittelmeeres circa 30 Zentimeter steigen. Allein davon werden im gesamten Mittelmeerraum 190 Millionen Menschen betroffen sein. Am Ende des Jahrhunderts erhöht sich diese Zahl auf 650 Millionen.

Klimawandel auf Mallorca

Aber so weit müssen wir gar nicht gehen. Denn auch jeder von euch, jeder Mallorca-Urlauber wird in Zukunft davon betroffen sein. Ihr werdet kaum noch Strände finden, an denen ihr chillen könnt. Selbst, wenn der Meeresspiegel nur in geringen Maße unter den Erwartungen der Wissenschaftler ansteigt, werden viele beliebte Touristenstrände auf Mallorca verschwinden.

Bereits seit 2007 gibt es Simulationen, die zeigen, welche Gebiete bei welchem Meeresspiegelniveau verschwinden werden. Erwartet werden bis 2100 circa zwei Meter. Hier unter diesem Link kannst du sehen und ausprobieren, welchen Einfluss ein Ansteigen des Meeresspiegels selbst um wenige Meter auf Mallorca und andere Teile der Welt hat.

Es Trenc würde überflutet. Die Platja de Muro und die Bucht von Alcúdia sind in Gefahr. Der Flughafen von Palma de Mallorca würde unter Wasser stehen. Und all die kleinen Buchten, in denen bereits jetzt der Sand immer wieder künstlich aufgeschüttet werden muss.

Wärmeres Wasser = Trübes Wasser

Mallorca lebt von den Bildern weißer Strände und kristallklarer Buchten. Auch mit dem türkisfarbenen Wasser würde es dann aber bald vorbei sein. Denn der Grund für die traumhafte Wasserqualität um Mallorca ist das Neptunseegras, welches auch ohne Klimawandel bedroht ist. Beispielsweise durch zu viel Müll und falsch ankernden Bootsführern.

Das Neptungras, auch Posidonia genannt, gibt es seit über 100.000 Jahren auf der Erde. Die Pflanze ist ein einzigartiger Organismus. Ein Unterwasserwald, der eine Vielzahl von Meerestieren beherbergt und versorgt. Fische, Krustentiere, Muscheln. Mehr als 400 Pflanzenarten und 1000 Tierarten leben in den Unterwasserwiesen.

Es Trenc

Was noch viel wichtiger ist: Das Neptungras ist auch eine wichtige Waffe gegen die Erderwärmung. Ein Hektar Posidonia kann täglich 21 Tonnen Sauerstoff generieren. Was der Regenwald im Amazonas, ist das Neptunseegras im Mittelmeer. Jedoch hat Posidonia eine limitierte Toleranzgrenze, was Temperaturschwankungen angeht. Wird das Wasser zu warm, stirbt es ab. Das Wasser wird trüber und dreckiger. Gleichzeitig steigen die CO₂ Werte noch mehr als ohnehin schon.

Höhere Temperaturen: Kranke Menschen

Selbst nach einem verregneten Sommer in Deutschland: Keiner will, dass es auf Mallorca noch wärmer wird. Bereits jetzt ist es im August eigentlich zu heiß, um angenehm zu sein. Jetzt mag das für euch Urlauber das geringere Problem sein: ihr legt euch ans Meer und gut ist.

Aber ein normales, tägliches Leben ist bei diesen Temperaturen schwer möglich, wenn es ein Dauerzustand wird. Bereits die leichtesten Arbeiten tagsüber strengen mehr an, Herz-Kreislauf-Probleme treten verstärkt auf, besonders bei Risikogruppen. Nachts kühlt es sich kaum ab und man schläft unruhig.

Palma Kathedrale La Seu im Regen

Klar kann man dem etwas entgegenstellen. Klimaanlagen im Dauerbetrieb, um die Co2-Werte noch ein wenig mehr in die Höhe zu schrauben. YOLO.

Das klingt jetzt alles vielleicht sehr launisch, aber es ist erwiesen, dass bereits jetzt die steigenden Temperaturen auf Mallorca Menschenleben kosten. Spanien ist das Land in Europa, in dem das Risiko aufgrund extremer Hitze am größten ist. Und innerhalb von Spanien sind die Balearen am stärksten betroffen.

Wie sieht das konkret aus:

  • extreme Wetter- und Klimaphänomene treten häufiger auf
  • steigendes Risiko der Übertragung von Infektionskrankheiten
  • größere Belastung durch Umweltverschmutzung
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Atemwegsprobleme
  • psychische Probleme

Im März 2023 wurde festgestellt, dass die Belastung durch Hitzewellen lokal an einigen Stellen bis zu 250 Prozent zugenommen hat. Im Sommer wurden mehrere Temperaturrekorde gebrochen. Besonders ältere Menschen sind davon betroffen. Obwohl “alt” hier relativ ist. Studien zeigen, dass hitzebedingte Todesfälle in den letzten Jahren um 68 Prozent angestiegen sind.

Keiner will mehr nach Mallorca

Nehmen wir an, die Temperaturen steigen weiter, auch in anderen Teilen Europas. Plötzlich herrscht Mittelmeerklima in Deutschland. Kaum einer wird dann noch nach Mallorca wollen. Noch dazu, wenn es dort unerträglich heiß ist. Das Drama hört an dieser Stelle aber noch nicht auf! Höhere Temperaturen lassen den ohnehin geringen Grundwasserspiegel der Insel noch weiter sinken. Der Salzgehalt des Grundwassers steigt. Die Vegetation verkümmert.

Wer will auf einer Insel Urlaub machen, auf der kaum noch ein grüner Baum steht, es keine Strände gibt, das Wasser dreckig ist und die Temperaturen viel zu heiß?

Und an dieser Stelle habe ich noch nicht einmal von den Bevölkerungsbewegungen gesprochen, die in Gang gesetzt werden. Denn kein Mensch bleibt an einem Ort, wo sein er vor Hitze gar gekocht wird und keine Lebensgrundlage mehr hat. Die Menschen werden in klimatisch angenehmere Regionen flüchten.

Es gibt Lösungen – aber einer muss anfangen

Und alle mitmachen. Was das größere Problem ist. Aber blicken wir weiter auf Mallorca: was für Alternativen gibt es für die Insel?

Wirtschaftliche Diversität

Ein wichtiger Schritt wäre, die Wirtschaft der Insel zu ändern. Weg vom Fokus auf den Tourismus, hin zu alternativen Dingen. Digitale Dienstleistungen vielleicht. Wieder mehr Landwirtschaft? Funktioniert nur solange, wie auch das Klima noch mitspielt. So oder so: es war nie klug, alles auf die eine, auf die Tourismuskarte zu setzten. Zu sehr ist die Insel jetzt abhängig von Urlaubern. Und um so härter werden andere Möglichkeiten bekämpft.

Alle bisherigen Alternativen in der Wirtschaft sind bisher außerdem auch nur so halb gut. Während der Corona-Tourismus-Pause boomte auf einmal wieder das Bauwesen. Dabei gibt es auf der Insel eigentlich bereits genug Gebäude. Wichtiger Naturraum wird dadurch noch geopfert. Straßen gebaut, auf denen noch mehr Autos fahren. Flughäfen vergrößert, auf denen noch mehr Urlauber ankommen.

Wirtschaftliche Diversität ja – aber anders als bisher! Neue Ideen sind gefragt.

Nachhaltiger Tourismus

Erst vor kurzem gab einmal wieder Polemik, weil der (Alb-) Traumstrand Caló des Moro Schlagzeilen machte. Jedes Jahr pilgern mehr Menschen in die kleine Bucht, die im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Nähten platzt. Teilweise wurde es am Wasser so eng, dass sich die Badegäste in die Haare bekamen und eine Schlägerei starteten. Die Polizei schritt ein und seitdem regelt ein privater Sicherheitsdienst den Zugang. Besucher müssen bis zu vier Stunden anstehen, um ans Wasser zu kommen.

Was hat das mit dem Klimawandel zu tun? Es hat etwas mit politischer Führung zu tun. Der Strand wird nicht nur in den sozialen Medien gehypt, selbst das Tourismusministerium der Insel wirbt im Netz und am Flughafen mit Traumbildern vom Traumstrand. Anwohner beschweren sich seit Jahren über die katastrophalen Zustände, Müll und Fäkalien, die auf Privatgrundstücken von mehreren 1000 Menschen pro Tag im Sommer zurückgelassen werden.

Strand Es Caló des Moro 2017

Die Gemeinde Santanyí und die Balearenregierung schieben die Verantwortung hin und her. Seit Jahren und auch aktuell immer noch. Und was am Beispiel des Strandes im kleine passiert, läuft im größeren Rahmen in Bezug auf den Klimawandel nicht anders. Der Tourist ist König. Er bringt Geld. Er darf alles. Auch an den Strand kacken.

Dabei wäre jetzt die Zeit etwas zu ändern! Mallorca könnte Vorreiter für nachhaltigen Tourismus werden. Die Grüne Insel. Ja, es gäbe schwere Jahre. Die wird es aber eh geben. Langfristig wird sich diese Art von Tourismus jedoch durchsetzen. Die Mehrzahl der Menschen hat Verständnis und Einsicht beim Thema Klimawandel. Wahrscheinlich würden in Zukunft Leute nach Mallorca kommen, die aufgrund von falschen Vorurteilen wie Ballermann und Sauftourismus die Insel bisher gemieden haben.

Aber: Los politicos no tienen huevos. – Übersetzt das gern für euch selbst.

Große Ideen

Trotz all dieser negativen Aspekte gibt es noch Hoffnung. Denn es ist noch nicht komplett zu spät. Die Erde wird sich erwärmen. Die Frage ist nur: wie sehr? Wir können selbst noch agieren. Beziehungsweise unsere Kinder.

Gute Freunde von uns haben ein Buch zum Klimawandel geschrieben, dass sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet. Die Generation unserer Kinder wird die letzte Generation sein, die das Ruder noch reißen kann. Und um einen Wandel zu bewirken braucht es vor allem kreative Köpfe. Kindsköpfe, die den Mut haben neue Sachen auszuprobieren. Also Leute mit huevos.

Ich empfehle dir die Lektüre des Buches In Zukunft Hitzefrei. Lies es zusammen mit deinen Kindern. Wir machen das auch, gemeinsam. Ohne Angst! Sondern mit viel Mut und offenen Ohren. Du wirst überrascht sein, wie positiv dieses Erlebnis trotz des eher trüben Themas sein kann. Vielleicht haben ja gerade deine Kinder eine Idee, die die ganze Welt weiterbringt!

Aber…

Ja, es gibt viele Einwände und Ängste. Viel Unverständnis und viele Meinungen. Meine Familie lebt vom Tourismus. Wir wollen ihn nicht „abschaffen“. Es müssen Alternativen geschaffen werden, die sowohl den Menschen vor Ort, als auch den globalen Beschaffenheiten gerecht werden. Mallorca ist hauptsächlich mit dem Flugzeug erreichbar. Familienurlaub auf Mallorca mit einer Anreise per Zug und Fähre sind utopisch. Und es geht auch nicht darum, uns zurückzuentwickeln in die Zeit, in der die Mallorquiner nur von der Landwirtschaft lebten.

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2 Gedanken zu „Klimawandel auf Mallorca: Wenn die Strände verschwinden“

  1. Ein sehr guter und wichtiger Beitrag! Immer nur die Augen verschließen, wird leider zu solchen Szenarien führen. Es ist so wichtig darüber zu schreiben, auch wenn die meisten Menschen sich wohl einfach nur hübsche Bildchen und Inspo für den nächsten Urlaub erhoffen. Ich aktualisiere eh gerade einen älteren Mallorca-Beitrag, da werde ich Deinen direkt mal verlinken. LG nach PMI, Nadine

    Antworten
    • Ja, die meisten schauen verschämt in die andere Richtung Und ich denke, noch nicht mal weil sie zum Großteil das Problem nicht erkennen, sondern weil sie Angst haben, in die links-grün-versiffte Ecke geschoben zu werden. LG und Danke! Damaris

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Wer schreibt hier?

Mein Name ist Damaris, zweifache Mutter und lebe seit 2005 auf Mallorca. Ursprünglich wollte ich nie auf die Insel. Mehr lesen

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